DONNA I, 2020,

LETS TALK ABOUT DONNA

DIE VIRTUELLE EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG
DONNA – THE FEMININE ART TO BE
Eva Caroline Eick M.A., Kunstvermittlerin und Kulturmanagerin

„Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.“
Das Zitat von Gerda Lerner (1920 – 2013), österreichisch-US-amerikanische Historikerin und Begründerin der Frauengeschichte (engl. ‚Herstory‘), deutet auf einen Missstand traditioneller Geschichtsschreibung hin, welche vornehmlich aus männlich-patriarchalen Perspektive geschieht. Entstanden ist dieser Bereich der Geschichtswissenschaften in der zweiten feministischen Welle der 1970er Jahre und übt noch heute große Wirkkraft auf forschende wie auch künstlerische Auseinandersetzungen zur Bildung kollektiver, feministischer Identität und eines historischen Selbstbewusstseins von Frauen aus.

Der Blick der Ausstellung DONNA – THE FEMININE ART TO BE richtet sich sowohl auf unsere Gegenwart als auch auf die Geschichte individueller und universaler Frauenbilder. Die Künstlerin Soheyla B. Fahimi versammelt darin malerische, skulpturale und mischtechnische Arbeiten der letzten sechzehn Jahre, die sich mit der Befragung unterschiedlicher Facetten von Weiblichkeit befassen. Urtypische bis moderne Wandlungen von Frauendarstellungen treten in der Schau in einen Dialog, wobei die Motivik ihrer Kunstwerke vielfältigen Ursprungs sind: Mittelalterliche Plastik und Buchmalerei, die Ikonenmalerei der orthodoxen Kirchen und idealtypische Darstellungen von Frauen in unterschiedlichen Kulturen bis hin zu Fahimis eigenem, sehr engen persönlichen Umfeld bieten Ausgangspunkte und Vorlage für Neuinterpretationen weiblicher Geschichte.

Eine Serie collagierter Arbeiten auf Leinwand scheint biblischen Szenen entlehnt, die jedoch durch die Künstlerin zu Gunsten einer feministischen Erzählperspektive dekontextualisiert oder in neue, fiktionale Zusammenhänge stellt. Zwar kennt die Bibel starke Frauen, man denke etwa an die erste Frau Eva, die Königin von Saba, die König Salomos Weisheit auf den Prüfstand stellte oder Judit, welche durch die Enthauptung des Holofernes das Volk Israel rettete, doch gereichen sie von diesen Ausnahmen einmal abgesehen in den Erzählungen oftmals nur zu Gegenbeispielen männlicher Tugenden dienen als Hinführung für die Biographien und Taten männlicher Hauptfiguren.
Nicht so in den Bildern von Fahimi, die die bekrönte Madonna oder die weltliche Stifterin Uta von Ballenstedt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. So wird die Maria, Mutter Gottes, um die sich im frühen Mittelalter aus dem Bedürfnis nach einer weiblichen, mütterlichen Leit- und Trostfigur heraus die bis heute in der katholischen Kirche anhaltende marianische Frömmigkeit entwickelte, zur Hauptperson in Fahimis kompositorischer Personenkonstellation und Kritikerin tief in unserer Gesellschaft verwurzelter, patriarchaler Strukturen.

Den Fokus auf die Darstellung individueller Persönlichkeit legt eine Serie kleinformatiger Frauenporträts. Darin treten aus einem nicht weiter definierten, collagierten Hintergrund ausdrucksstarke Gesichter hervor. Die Blicke der meist aus einer leichten Untersicht dargestellten Frauen gehen entweder ins Leere, Unbekannte oder fesseln die Betrachter*innen mit ihrem durchdringenden, direkten Blickkontakt. Sie berühren die Betrachter*innen emotional und erreichen damit einjede*n auf einer tiefmenschlichen Ebene.

Die besonders detailreichen Arbeiten biographischen Ursprungs – teils über einen Bearbeitungszeitraum mehrerer Jahre transformiert – bilden schließlich die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie dokumentieren die persönliche Geschichte Fahimis, lassen sich aber auch als Abbildung eines erstarkenden Selbstbewusstseins als Individuum aber vor allem auch als Frau lesen.

Soheyla B. Fahimi (*1961 in Bad Honnef) studierte Textil- und Bekleidungstechnik mit Schwerpunkt Design und Malerei an der Hochschule Niederrhein. Seit 1997 ist sie freischaffende Künstlerin und Designerin, seit 2003 Mitglied der C/O-Künstlerförderung der Stadt Mönchengladbach.

 

Die Ausstellung wird gefördert durch die c/o-KünstlerInnenförderung des Kulturbüros der Stadt Mönchengladbach | Laufzeit: 04. Juli 2020 bis 19. Juli 2020 | Öffnungszeiten: samstags & sonntags von 12 bis 16 UhrProjektraum EA 71 | Eickener Str. 71 | 41061 Mönchengladbach

 

 

 

 

TETE-A-TETE-III - 2018

TÊTE-À-TÊTE & VIS-À-VIS – BEGEGNUNGEN

28. August bis 26. Oktober 2018 im
BIS-ZENTRUM CAFÉ BISQUIT

 

Soheyla B. Fahimi  legt  einen besonderen Schwerpunkt in der Malerei auf Collage und Décollage. Es ist die Vielfältigkeit in der Ganzheit und die Ganzheitlichkeit in der Vielfalt, die Sie in Ihren Werken sichtbar machen möchte. Das große Ganze entspringt den Details der einzelnen Elemente und darf sich im Auge des Betrachters wieder zu einer Einheit zusammenfügen. Sie  lädt in der aktuellen Ausstellung wieder neu  dazu  den eigenen Standpunkt zu wechseln, um die Details des Ganzen  und die bisherige Sichtweise , spielerisch jedoch tiefgründiger  neu zu entdecken.

 

 

 

 

BIS – Zentrum für öffentliche Kulturarbeit
Bismarckstraße 99, 41061 Mönchengladbach

Öffnungszeiten: Mi bis Fr 10–12 Uhr und 18.30-20.30 Uhr
u. n. V. Telefon 02161 – 18 13 00, www.bis-zentrum.de

 

SAMHAIN – ALLERHEILIGEN – HALLOWEEN …

Ein  zauberhafter Feiertag, um Mythologien, religiöse Geschichten  und Figuren

auf der inneren Leinwand revue passieren zu lassen.

Lasst Euch bezaubern …

HAPPY TODAY EVERY ONE !!!

 

 

WEB-SS-MERLIN-2004-MDL
Merlin, 2004, Malerei, Décollage auf Leinwand, 100 x 120 x 3,5 cm

 

 

„Soheyla B. Fahimis Bilder laden zur Suche ein: zur Suche nach versteckten Köpfen und ganzen Figuren, zur Suche nach verborgenen Landschaftsmotiven, zur Suche nach den versteckten Beziehungen zwischen den Kompositionselementen, zur Suche nach den unterschwelligen Assoziationen, die die Bildwelten von Fahimi auslösen, zur Suche nach neuen Bedeutungen.

Ein Bild wie das mit dem Titel „Merlin“ wirkt auf den ersten Blick des Betrachters wie eine in zarten Pastelltönen harmonisch abgestimmte abstrakte Farbkomposition. Dieser 1. Eindruck wandelt sich jedoch bei einer längeren Betrachtung: hier schält sich ein Felsen heraus, dort scheinen Nebel zu liegen, hier taucht eine greise Figur mit einem langen weißen Bart auf – und schon ist der Betrachter in einer Geschichte hinein geraten, die – ausgehend und gelenkt von Fahimis Bildgeschichte – in einer eigenen Dynamik einen eigenen Verlauf entwickelt. Assoziationen an erzählte Märchen, an erlebte Geschichten und an phantastische Welten werden geweckt und weiter geführt.

Das ist es, was das Ziel der Malerin ist: die Phantasie des Betrachters anregen, ihn zum Träumen bringen, seine Gedanken lebendig machen und weiter entwickeln.

Das Bild „Merlin“ beschäftigt sich tatsächlich mit der Sagengestalt dieses Zauberers. In anderen Gemälden werden weitere Sagen wie die um Artus oder Mythologien ebenso wie religiöse Geschichten und Figuren aufgegriffen – doch nie handelt es sich um eine Illustration der Malerin, vielmehr ist das, was auf der Leinwand entsteht, eine angedeutete Interpretation, die genügend Freiraum für die Kreativität des Betrachters lässt.“

~ Sigrid Blomen-Radermacher