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Rheinische Post Online, 04. Dezember  2023

Ausstellung feiert die schöpferische Kraft des Weiblichen

Mönchengladbach. Bei ihrer Rauminstallation „All You Need“ im Atelierhaus E71 präsentiert die Künstlerin Soheyla B. Fahimi die dritte Inkarnation ihrer „Big Mamas“.

 


Die Künstlerin Soheyla B. Fahimi, zeigt im Eickener Atelierhaus verschiedene Variationen ihrer „Big Mamas“.
Foto: Markus Rick (rick)

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Von Dieter Mai

„Die Big Mama steht für den Ursprung aller Dinge, für Natürlichkeit, Fruchtbarkeit, das Beschützende. Sie ist die Liebende, die Schen-kende, die Gebärende“, sagt die Künstlerin Soheyla B. Fahimi auf die Frage nach der Inspiration für ihre aktuelle Rauminstallation „All you Need…“. Im Zentrum ihrer Vernissage im Eickener Atelierhaus E71 steht diese eine große Urmutter, gestaltet als Skulptur mit aus-ladender Körperlichkeit. Gesichtslos und mit strahlend weißem Malgrund überzogen ist sie offene Projektionsfläche für Betrachtende. Bei aller Abstraktion gibt die zentrale Figur im Detail doch konkrete Hinweise auf die Gedankenwelt ihrer Gestalterin.

Die linke Brust, die Herzseite, ist sichtbar größer ausgearbeitet als ihr rechtsseitiges Pendant. Die rechte und arbeitende Hand verbirgt diese „Big Mama“ hinter ihrem starken Rücken, während die linke dem Besucher ein weihnachtlich dekoriertes Geschenkpaket anbietet.

In Versalien steht darauf, was darin ist: „All you need“ („Alles, was du brauchst“).

 

Info

Eine Künstlerin und ihre Werke

Einblick Über die Biografie, das Werk und kommende Projekte von Soheyla B.Fahimi informiert die Mönchengladbacher Künstlerin unter www.soheyla-b-fahimi.de
Werke Die Ausstellung im Atelierhaus A71 an der Eickener Straße 71 läuft noch bis zum 17. Dezember 2023. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 12 bis 16 Uhr.

 

Die nun präsentierte Rauminstallation mit dem Untertitel „Carry on“ist die mittlerweile dritte Inkarnation von Soheyla B. Fahimis Big-Mama-Projekt. Seit 2015 lässt die Künstlerin ihre „Mamas“ sich entwickeln, stellt sie in immer neue Kontexte, stets bestrebt, dem allge-genwärtigen Destruktiven die schöpferische, positive Kraft der Gebärenden und Schenkenden entgegenzusetzen. „Alle Elemente sind ständig im Fluss“, beschreibt Fahimi ihre künstlerische Arbeit.

Diese sei „eine ‚never ending Story‘, ein Prozess, der wie das Leben selbst ist. Als eine Quelle für diese permanente Weiterentwicklung verweist sie auf ihre deutsch-persische Herkunft; auf das Spannungsfeld zwischen preußisch-präzisem Ordnungsstreben und der persi-schen Mythologie, die um universelles Urwissen und Ganzheitlichkeit kreist, um schöpferische Kräfte jenseits aller Religionen.

Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung gibt die Künstlerin Hilfsmittel an die Hand: Gedruckte Dokumentationen geben Ein-blicke  in die bisherige Entwicklung der „Big Mamas“ und ein DIN-A4-Bogen listet die einzelnen Elemente der aktuellen Rauminsta-llation auf. Am Ende der als Rundgang konzipierten Schau bekommt das Publikum die Möglichkeit, seine Gedanken und Assoziationen in ein Buch zu schreiben und so selbst zum Teil des Projekts zu werden. Nach Einführung in die Arbeit der Künstlerin durch den Mön-chengladbacher Kunsthistoriker Bernhard Jansen nehmen die Gäste in kleinen Gruppen das Angebot zum Rundgang an.

Hier umkreisen mehrere kleine „Big Mamas“ ihre große „Schwester“. Analog zu dieser ist jede Einzelne von ihnen mit einer affirmativen Botschaft in Großbuchstaben versehen, mal mit, mal ohne unterstreichendes Ausrufezeichen: „Stay Strong!“‚, „Leave Love“, „Bloom“‚, „Be Aware!“.  Die Affirmationen korrespondieren mit der jeweiligen Ausgestaltung und Körperhaltung:  Eine „Mama“ umfängt mit schützenden Armen eine (Erd-)kugel, eine reckt ein flammenrotes Herz in die Höhe, wieder eine andere entsteigt einer Kiste, in der sie mutmaßlich zuvor gefangen war. Und dann sind da noch die in Silber und Bronze gegossene Miniatur-Mamas, jede Einzelne vom Gold-schmied nach Vorgabe der Künstlerin aus einer eigenen Gussform erschaffen. Durch diese Besonderheit  –  die Kleinheit der Miniatur-Gussformen führt zu ihrer zwangsläufigen Zerstörung im Herstellungsprozess – ist eine Edition von Unikaten

 

 

 

Rheinische Post, 09. Juli 2020

KURZKRITIK

Sehenswerte Frauenbilder  im EA71

DONNA I, 2020,
BILD: FAHIMI

Die  Künstlerin Soheyla B. Fahimi zeigt FrauembilderEICKEN (b-r)

Die “ Big Mama“ steht auf einen roten Teppich gegenüber der Eingangstür des Projektraums EA71 und fordert die Besucher auf, sich Ge-danken darüber zu machen, wie eine bessere Welt aussehen könnte. Ganz aktuell: die Welt nach der Corona-Pandemie. Wer mag dart seine Gedanken direkt auf dem Teppich zu ihren Füßen notieren. „Big Mama“ begleitet die ℅-Künstlerin Soheyla B. Fahimi schon seit einigen Jahren. Die überlebensgroße Figur mit den ausladenden Hüften ist für die Künstlerin wie eine Ur-Frau.

Und um Frauenbilder geht es Fahimi auch in ihrer sehenswerten Ausstellung „Donna – The Feminine Art to be“, die aktuell im Projekt-raum EA71 an der Eickener Straße 71 zu sehen ist. Fahimi stellt die Frage nach der Bedeutung des Frau-Seins  über kulturellen und Zeitepochen hinweg. “ Es gibt so viele verschiedene Frauentypen auf der Welt. Ich brauche noch viele Jahre, um sie alle zu malen.“

Christliche weibliche Darstellungen hängen neben Ikonen ebenso wie zeitgenössische Porträts und einem Selbstporträt der Künstlerin. Soheyla B. Fahimis Farben sind zurückgekommen – das Gefühl der Pandemie der letzten Monate ist in den Arbeiten spürbar.

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„Donna – The Feminine Art to be“ ist bis zum 19. Juli samstags und sonntags von 12  bis 16 Uhr zu besichtigen.

Stadt Spiegel, 18.Februar 2015

 

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Soheyla B. Fahimi, Detail aus der Installation „ Big Mama”, 2014.    Foto: Kulturbüro MG

 

Barbie trifft auf Big Mama

Am Samstag, 21. Februar, um 19 Uhr entsteht die dritte von insgesamt 14 Jahresausstellungen im Projektraum EA 71. Eickener Straße 71.

Eicken. Die c/o Künstlerin Soheyla B. Fahimi präsentiert dort ihre Ausstellung „Big Mama”, die bis zum 15. März zu sehen ist. Hinter dem Ausstellungstitel „Big Mama” verbirgt sich die im vergangenem Jahr entstandene Installation, die sich mit dem Widersprüchlichkeiten der heutigen Zeit, mit Schein und Sein beschäftigt. Die Figur Big Mama, die Verkörperung des  Natürlichen, trifft hier auf einer Barbie-puppe, deren künstliches Schönheitsideal den Werten der Urmutter konträr gegenüber steht. Die Ausstellung ist von 21. Februar bis zum 15. März immer samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr im Projektraum EA 71 zu besichtigen. Die Vernissage findet am Samstag, den 21. Februar um 19 Uhr statt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Johanna Fleischmann vom Kulturbüro unter 02161/25-3952 oder co-mg@moenchengladbach.de

WZ 11. Juli 2012

Ein Gesicht für Elemente

MYTHEN In der „Linie Kunst” zeigt die NEW 41 Skulpturen und Décollagen von
Soheyla B.Fahimi.
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Die deutsch-persische Künstlerin Soheyla B. Fahimi zeigt 41 ihrer Werke inder NEW-Verwaltung
Foto: Jörg Knappe

„Temet Nosce”,was so viel  heißt wie  „Erkenne dich selbst”.  Damit wird schon in der Matrix-Trilogie der Auserwählte vom Orakel auf seine wahre Bestimmung vorbereitet. Und unter diesem lateinische Titel präsentiert die städtische c/o-Kunstförderung im Rahmen der alljählichen Kooperation mit der NEW-Reihe „Linie Kunst” Arbeiten von Soheyla B. Fahimi. In 41 Skulpturen, Objekten und Décollagen widmet sich die deutsch-persische Künstlerin aus Mönchengladbach schwerpunktmäßig dem naturphilosophischen Thema der fünf antikenElemente: Feuer, Erde, Wasser, Luft und Äther.

So nehmen drei von Fahimi entworfene Wurzelgeflechtobjekte der Serie „Back to roots” Bezug auf das Element Erde, während die acht blockartigen Décollagen ein symbolhaftes „Gen”-Spiel mit einer Ein-Dollar-Note darstellen. Die Décollage bezeichnet eine künstlerische Technik. Hierbei werden angeklebte Plakate in Streifen und Fetzen von der Wand abgerissen  und die so erzeugte Papierstücke für die Herstellung von neuer Kunstwerke verwendet.

Die 1961 in Bad-Honnef geborene Künstlerin bedient sich dieser Technik und entwickelt in Form und Farben vielschichtige Ausdrucksformen zwischen Mythen und Symbolen. Dabei lädt Soheyla B. fahimi den Betrachter ihrer Werke ein, in ihre Welt der Träume und Visionen einzutauchen, stets den Standpunkt des Betrachtens zu wechseln und sich auf dem Weg zur Selbsterkenntnis geistig zu hinterfragen.

Ein Leinwandbild gibt der Ausstellung ihren Namen

Wie eine große Komposition wirkt das den Ausstellungstitel gebende Leinwandbild „Temet Nosce”: Mehrere Dutzend Gesichter treffen hier schemenhaft auf großer Fläche aufeinander  und formen sich zu einem blau-grauen Farbgebirge. Nicht weniger phantasievoll gestaltete die Gladbacher c/o-Künstlerin ihre neuen „Wächterfiguren”: schlank aufragende, fragil Terrakotta-Skulpturen, die aber ihre mythologische Kraft als Betrachter von Mensch und Natur verloren zu haben scheinen.

Rheinische Post, 24. Juli 2006
SERIE KUNST-AUKTION

Begegnung mit Birgit

Für die Kunst-Versteigerung des Stadtkulturbundes am 17. August stellt Soheyla B. Fahimi eine Décollage und eine Skulptur bereit. Wir haben die Künstlerin in ihrem Atelier besucht.

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Soheyla B. fahimi décollagiert Werbeplakate, schichtet die Fetzen neu und
überarbeitet sie. Hier das Bild „Birgit”                 RP-FOTO:  DETLEF ILGNER

VON DAGMAR ERNST
Ihre Kunst ist für sie „Ausdruck von Liebe”. Eine Liebe, die Soheyla Bongartz Fahimifür zwei Kulturen empfindet. Die Künstlerin, die aus einer persisch-deutschen Ehe hervorgegangen ist, sieht in der Verbindung von Kunst und kulturübergreifender Mythologie einen Weg, beide Kulturen „auf einen Nenner zu bringen”.

Bei ihrer Malerei und ihren Décollagen handelt es sich jedoch nicht um bloße Abbildungen sagenumworbener Gestalten oder orte. Auf den ersten Blick nimmt man womöglich nur in harmonischen Pastelltönen gehaltene, abstrakte Farbkombinationen wahr.

„Ich möchte Spielraum für eigene Assoziationen lassen”

Erst allmählich werden einzelne Komponenten und Zusammenhänge sichtbar. So auch in der Décollage mit dem Titel „Merlin”. Auf der suche nach dem weißbärtigenZauberer schälen sich nach und nach Landschaftszüge  und schemenhafte Gestalten aus der Komposition.„Ich möchte Spielraum für eigene Assoziationen lassen, indem ich lediglich Interpretationsansätze liefere”,erklärt die  ehemalige Studentin der Textil- und Bekleidungstechnik an der Fachhochschule Niederrhein.
Der Betrachter soll eingeladen werden, „eine Reise ins Bild hinein zu unternehmen”. Die Technik der Décollage ist ein wesentliches Kennzeichnen von Fahimis Arbeiten: Dabei zerstört ( décollagiert) sie  Werbeplakate, schichtet die Plakatfetzen auf einer Leinwand in mehreren Schichten aufeinander, löst Flächen ab und sorgt mit der Mischtechnik für den letzten malerischen Schliff. So entstehen neue Collagen von nahezu relierfartigen Charakter.

Zugleich sagt Fahimi damit der Werbewelt den Kampf an: „Werbung sagt uns, wie wir leben und fühlen sollen. Meine Décollagen eröffnen Möglichkeiten für eine Weile dem Werbe-Alltag zu entfliehen”. In sich hineinzuhorschen sich mit der Frage zu befassen, was wirklich wichtig ist im Leben- darauf ziehen Fahimis Arbeiten ab.

Seit 1997 widmet sie sich auch der Bildhauerei. „Mit der Zeit waren mir die Fläche zu klein, und ich wollte das Kriterium der Haptik (Tastsinn) das meine Décollage bestimmt, auf andere Arbeitsweisen ausweiten”, erzählt sie. „Aus dem Bauch heraus” entstehen ihre geheimnissvollen „Wächterfiguren” aus dunkel bemaltem Ton, die an Gestalten aus uralten, längst vergangenen Zeiten erinnern.

Für die große Kunst-Auktion  des Stadtkulturbundes am Sonntag, 17. August, in der Hauptstrasse 69 stellt Bongartz Fahimi gleich  zwei Arbeiten zur Verfügung: Die Décollage mit dem Titel „Birgit” ( 40 x 40cm) hat einen Aufrufpreis von 150 Euro. Das Besondere: Aus verschiedenen Perspektiven Betrachtet, erkennt man neben der keltischen Göttim „Brigit” weitere mythologische Gestalten. Der Aufrufpreis der Wächter-Skulptur (20 x 10 x 10 cm)beträgt 50 Euro. Im Internet können Interessenten durch Abgabe eines höheren Gebotes ihre Chancen bei der Auktion erhöhen.

www.stadtkulturbund.de

 

Rheinische Post, 11. Juli 2006

SERIE BESUCH IM ATELIER – ZERRISSENE SCHEINWELTEN

Uralte Kulturen, besonders die der Kelten, faszinieren die Malerin Soheyla B. Fahimi . Die 44-jährige Künstlerin verarbeitet in ihren Bildern gern Mythen und nutzt dabei alte Plakate , die sie in Schichten übereinander klebt.

Von Dirk Richerdt

Aus dem Künstlerhaus an der Eickener Straße musste Soheyla B. Fahimi vor einigen Monaten ausziehen. Sie freut sich, ein neues Refugium gefunden zu haben: eine zum Atelier umgebaute Wohnung an der Alsstraße. „Ich bin ein Multikultur Mensch”, sagt sie gleich nach der Begrüßung, „mich interessiert die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen”, betont die Frau, die aus einer deutsch-persischen Ehe hervorgegangen ist. Alle vier Räume im neuen Atelier, selbst die kleine Küche, lassen auf den ersten Blick erkennen, dass hier künstlerisch gearbeitet wird: Mehrere Staffeleien mit fertigen und halbfertigen Bildern mit Farben vorzugsweise in Pastelltönen stehen bereit, auf einem Tisch ein Stapel Plakate aus dickem Papier. Die nachdem die Werbeträger auf Flächen und Litfaßsäulen ausgedient haben. „Das Prinzip der Décollage ist für meine Bilder ganz wesentlich”, sagt die Künstlerin. Den Plakaten gilt ihre Hassliebe, denn sie nutzt etwas für neue Ziele, dessen Urzweck sie ablehnt: „Wir lassen uns über die Werbung mit einer Scheinwelt zudröhnen, die versucht uns alles vorzugeben- wie wir empfinden, wie wir leben sollen.” Die ehemalige Studentin der Textil- und Bekleidungstechnik an der Fachhochschule Niederrhein (Abschluss Diplom-Ingenieurin) sucht da lieber eine andere Wirklichkeit abzubilden. Da ist zum Beispiel das Bild „Merlin”, scheinbar nur ein vages Porträt. Aber da ist außer dem schemenhaften Profil des Druiden und Zauberers aus der Artus-Sage auch noch mehr zu sehen. Ganz allmählich nur vermag sich das Auge an die Motive der von mehreren Papierschichten plastisch aufbereiteten Oberfläche des hochformatigen Bildes heranzutasten. Sieht hier einen alten, bärtigen Mann, erkennt dort das Antlitz einer gekrönten Prinzessin. „Ich arbeite mit der Viel-Schichtigkeit von Figuren aus alten Legenden”, erläutert Fahimi.

Gegensätze gehören zusammen

Sie will den Betrachter einladen, eine „Reise in das Bild hinein” zu unternehmen. Gut und Böse, Glück und Leid, Freude und Trauer vermischt sie dabei. „Dualität ist ein wichtiges Thema für mich, aber nicht im Sinne von unversöhnlichen Gegensätzen, ich meine, sie gehören zusammen.” Danach wundert man sich nicht mehr, dass die Malerin in einem Bild einen Engel mit einem Teufelchen tanzen lässt. „Dämonen gehören auch zu unserem Leben”, lautet ihre lapidare Erklärung. Bevorzugt spannt Fahimi die Leinwand auf einen kastenförmigen Holzgrund und montiert darauf ihre Papierschichten. Die können reliefartig aus dem Bildgrund heraustreten- und schon dient die schrundige Papiermasse als Kennzeichen eines Engelsflügels. Auch Skulpturen aus Terracotta stehen im Atelier, wie Wächter ­ auch sie entstammen überwiegend keltischen Mythen und Mystik. Wie gesagt: Es geht um Multikultur.

RP-FOTO-Isabella-Raupold
Soheyla B. Fahimi inmitten ihrer pastelbunten Bilderwelt. Die Künstlerin malt
vorzugsweise auf geschichteten Rückseiten von Plakaten und ist außerdem eine
Expertin für Seidenmalerei.                                             RP-Foto: Isabella Raupold
 

Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 10. Juni 2006

„Traumreisen“ ins eigene Ich

Korschenbroich(Ros) Soheyla Bongartz Fahimis Bilder sind wie Tickets- für eine Reise ins eigene Ich. Im Mittelpunkt stehen Décollagen, die aus Schichten von Werbeplakaten aufgebaut sind. Noch bis zum 2. Juli Sind die Werke der Mönchengladbacherin im Foyer der Niederrheinklinik zu sehen.Werbung als Mittel zur Kunst- für Fahimi kein Problem. Die bunte schrille Welt der Werbung möchte Wünsche wecken. Soheyla Bongartz Fahimi bezweckt mit ihren Bildern aber etwas ganz Anderes. Sie zerstört Schicht für Schicht den schönen Schein der Werbe-Traumwelt. Die Mönchengladbacher Künstlerin schafft stattdessen eine neue, mystische Welt, vornehmlich in zarten und leicht-luftigen Farben. Statt Knallfarben auf Werbeplakaten.

Fantasie anregen

Außerdem hat die Künstlerin im Kontrast zu den Werbeexperten keine Erwartungshaltung. Sie will keine Wünsche Wecken. Sie will die Fantasie des Betrachters anregen, Assoziationen wecken, ihn zum Träumen bringen. Bestes Beispiel, dass Soheyla Bongartz Fahimi dieses Ziel mit ihren Bildern erreicht: ihr Werk mit dem Titel „Merlin“. Der Name allein erinnert an einem weisen alten Zauberer, mit einem langen weisen Bart. Das Bild sieht auf den ersten Blick aus wie eine abstrakte Farbkomposition in Pastelltönen. Doch beim zweiten Blick entpuppt es sich als eine mystische Kulisse, die an längst vergessene Märchen erinnert. Der Betrachter wird ermuntert, eine Reise in das eigene Ich anzutreten, sich seine Träume und Visionen zu erinnern und dadurch sich selbst neu zu entdecken. Überlagerte Wünsche und Bedürfnisse sollen so „entschleiert“ werden, dem Betrachter klar vor Augen treten. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was ist tatsächlich wichtig im Leben? Selbst Dämonen wirken in den Werken der Malerin und Bildhauerin irgendwie liebenswert. Das begründet sich ihrer Geisteshaltung: Das böse hat für sie die Funktion, das Gute erst sichtbar zu machen.
Die Technik der Décollage bildet die Grundlage ihrer Arbeit. Die Künstlerin nimmt von Wind und Wetter bearbeitete und von den Händen Vorbeigehender teilweise abgerissene Plakate mit, um sie für ihre Bilder weiter zu verarbeiten.Sie löst Flächen ab und klebt neue darüber, aus diesen zufälligen Formen entwickelt sie ihre Bilderwelt.

Auch Bildhauerin

Der größte Teil der künstlerischen Arbeit Soheyla Bongartz Fahimis ist zwar von der Malerei geprägt, doch auch die Bildhauerei hat für sie eine tiefe Bedeutung. Während die Malerei die Gefühle Erinnerungen und Vorstellungen Fahimis über den Pinsel als „Vermittler“ abbildet, so empfindet sich die Arbeit beispielsweise mit Ton als unmittelbarer Umsetzung ihrer eigenen Emotionen und Erfahrungen. Aus dem Bauch heraus modelliert sie Figuren und Formen, ebenfalls mit mystischem Charakter.

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Soheyla Bongartz Fahimi vor einer ihrer Bilder. Sie möchte die Fantasie des Betrachters
anregen.Ihre Décollagen führen in mystische Welten- und das eigene Ich.

 

 

Rheinische Post, 21. Juni 2005

Kunst hat viele Gesichter

Mit drei Ausstellungsorten startete die Aktion Schwalmtaler Kunsttage in Jahr 2001. Beim Tag der Kunst 2005 lockten 13 Ziele in Amern, Waldniel, Ungerath und Dilkrath Besucher in Scharen . Am Rande kam es auch noch zum Eklat.

Von Andrea Wilms-Adrians

Schwalmtal. In der Gemeinschaftsausstellung zur Eröffnung der Kunsttage im Bürgerhaus waren alle ausstellenden Künstlerinnen und Künstler exemplarisch mit jeweils einer Arbeit vertreten. In diesem Jahr konnte sich das Projekt mit internationalem

Flair schmücken. Clemens Weiss stammt zwar aus der Region, fand aber vor 20 Jahren in New York eine neue künstlerische Heimat. Wegen seiner Beteiligung bei der „Intervention Stadtraum-Kirche, sieben Kunststationen in Brandenburg“ weilt er derzeit in Deutschland und war gerne zum Abstecher in den Waldnieler Schmiedehof bereit. Dem Präsentationsraum angemessen, beschränkte er sich hier auf kleinere Arbeiten. Eine Serie von Skizzen mit malerischen Elementen ist auf Zeitungsseiten collagiert und reflektiert rückwirkend die sprachliche Orientierung im neuen Land. Wie gezeichnet lässt Weiss seine Glasfiguren in einer vereinfachten Stilisierung der menschlichen Gestalt emporwachsen. In gläsernen Objektkästen birgt er Fotos wie einen kleinen Schatz und erinnert im spielerischen Zug an Geschicklichkeitsspiele. Gleich um die Ecke stellte die Perserin Soheyla B. Fahimi im Bürgerhaus aus. Ihre Bilder sind oft von Blautönen geprägt. In Decollagen zerstört sie Scheinwelten alter Plakate, um malerisch neue verschlüsselte Räume für Träume zu schaffen. Beim genauen Betrachten schälen sich Gesichter aus der Komposition, scheinen sich Elemente zu neuen Formationen zu verbinden. Mythologische Bezüge stellen die Verbindung zu ihren dunkel patinierten Terrakottafiguren her. Peter Nagel verwirrte in der katholischen Kirche St. Michael mit der sich kreisend wiederholenden Christusfigur über einer ansteigenden Landschaft von Fragmenten des gleichen Christustyps. Die Figurengruppe erregte bei den Kirchenbesuchern Anstoß wegen einer Christusdarstellung mit erigiertem Glied. Hausherr Pfarrer Thorsten Aymanns breitete ein Tuch über die Figuren. Für diese Installation war der Ausstellungsort sicher nicht glücklich. Stefie Postler-Lamken, Mitinitiatorin der Kunsttage, äußerte sich enttäuscht darüber, dass es zuvor zu keinem Gespräch gekommen war. Die Kirche blieb aber während der üblichen Öffnungszeiten zugänglich. In der evangelischen Kirche stellte das Künstlerehepaar Zarema und Shamsudin Achmadow Objekte zu religiösen und philosophischen Themen aus. Wichtigstes Element ist die Schrift, oft Basis der in Schichten angelegten Werke. Ein kleiner Turm birgt viele Schriftrollen, die im Wechselspiel von Zeigen und Verbergen die Auseinandersetzung eindringlich anfordern.

Große Resonanz

Deutlich mehr als 1000 Besucher Haben die 13 Ausstellungsorte anlässlich der 5. Kunsttage in Schwalmtal besucht. Eine Resonanz, die den Initiatoren Mut für das nächste Jahr machen Sollte. 18 Künstler waren mit ihren Werken präsent und boten Kunst aus unterschiedlichen Kulturkreisen und verschiedene Stömungen der Kunst.

RP-FOTO-BUSCH-22Zum Nord-Süd-Konflikt der Lokalen Agenda stellt Soheyla B. Fahimi im Bürgerhaus Bilder und Skulpturen aus. Sie war eine von 18 Kunstschaffenden, die am 5. Tag der Kunst ihre Werke einem Breiten Publikum zeigten.                                                       RP-FOTO: BUSCH
 

Rheinische Post, 12. Oktober 2004

Bilder voller Geheimnisse

(Sbr) „Mystik“ – so nennt Soheyla Bongartz Fahimi ihre aktuelle Ausstellung im Künstlerhaus Eickener Straße, die mit entsprechend geheimnisvoll klingender Didgeridoo-Musik von Michael Gräfen eröffnet wurde. Voller Geheimnisse stecken Fahimi’s Bilder, Décollagen, Plastiken und Objekte. „Wächter“ nennt sie, „Merlin“, „Tanzender Engel“, „Eremit“ oder „Zauberland“. Mit solchen Titeln verweist Fahimi auf die Grundlage ihrer Bildinhalte. Sie beruft sich auf alte Märchen, Mythen und Sagen wie etwa die Artussage oder auf die lebensnotwendigen Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und Geist. Weit davon entfernt, Illustrationen von Märchen oder Sagen zu sein, entwickeln ihre Bilder und Décollagen eine Plattform für eigene Assoziationen, Gedanken und Träume. Fahimi’s Arbeitsweise ist so, dass sie mehr andeutet als ausarbeitet. Sie legt zahlreiche Farb- oder in den Décollagen Papierschichten übereinander, aus denen mit etwas Nachhilfe der Malerin, die Konturen oder Schatten hinzufügt, Figuren und Landschaftselemente hervortreten, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Denn Plastiken aus Terrakotta geht ein intensives Bearbeiten des Materials durch Klopfen, Stauchen und Drücken voraus. In diesem Tun übertragen sich Fahimi’s Gedanken auf die entscheidende Form. So klein die Figuren meist sind, so dominant ist ihre Energie und Kraft. Soheyla Bongartz Fahimi wurde 1961 in Bad Honnef geboren. Sie studierte Textil- und Bekleidungstechnik mit Schwerpunkt Design an der Fachhochschule Niederrhein. Seit 1997 arbeitet Fahimi als freischaffende Künstlerin und Designerin. Ihre Ausstellung ist bis 14. November, jeweils sa. und so. 14.00 Uhr bis 19.30 Uhr, zu sehen